#83 - Sicherheit beim Gebrauchtbootkauf von Aluminium-Yachten

Mit dem Boots-Survey von BLUE YACHTING auf der sicheren Seite.

Ich bringe Ihnen für diesen Artikel schöne, herbstliche Fotos von einer Arbeitsreise ins spätsommerliche Granville mit. Und möchte mithin über ein Thema sprechen, dass mir bei BLUE YACHTING sehr am Herzen liegt, aber tatsächlich kaum richtig vorkommt. Denn primär ist unser Unternehmen Bootshändler für neue Yachten unserer Premium-Marken. Manchmal makeln wir gebrauchte Boote, was oftmals die vorherigen Yachten meiner Kunden beim Kauf eines neuen Bootes sind. Doch einen Profi-Service von BLUE YACHTING kennen Sie vielleicht noch gar nicht: Wussten Sie, dass Sie mich „mieten“ können?

Für Sie unterwegs: Hier in der Bretagne

Ich selbst bin bei BLUE YACHTING, damals noch im Betrieb meines Vaters, als junger Mann über die technische Seite eingestiegen: Ich habe bei uns in der Werft das Einmaleins der Aluminium-Yachten und Boots-Technik gelernt. Von A wie Antifouling bis Z, wie Zink-Anoden. Im Kern bin ich also ein – und das kann ich ohne falsche Scham feststellen – sehr erfahrener, top ausgebildeter Yacht-Techniker. Gerade die Boote unserer eigenen Marken, mit Fokus auf das Baumaterial Aluminium, kenne ich „wie meine Westentasche“. Kein Wunder also, dass ich sehr oft von Freunden, immer mehr aber auch von Kunden, gefragt werde, ob ich mir mal diese oder jene Gebrauchtyacht anschauen könne. Sie merken, worauf das hinaus läuft: Es geht um Kaufberatung und Boots-Begutachtungen. Warum ist das Thema so wichtig?

Aluminiumyachten sind auch gebraucht eine mitunter sehr teure Anschaffung …

Ganz genau: Die Budgets, die mittlerweile auch im Gebrauchtboot-Markt für Alu-Boote bezahlt werden müssen, sind extrem hoch. „Dank“ Inflation, Energiekrise und dem Preisanstieg im Neuboot-Segment hat natürlich auch der Gebrauchtbootmarkt tüchtig angezogen. Hinzu kommt der Fakt, dass die robusten und auf lange Haltbarkeit hin konstruierten Aluminiumyachten sowieso schon immer extrem wertstabil waren: Mehr als jede GfK-Yacht halten Aluminiumboote ihren Preis. Kein Wunder also, dass man selbst für eine kleine Knickspant Alubat Ovni aus den Neunzigern überraschend hohe Preise im Gebrauchtbootbereich zahlen muss, auch wenn das Interieur, die Ausstattung und der Zustand es vielleicht nicht vermuten lassen. Die gute Preisstabilität und der Werterhalt sind ja eines der wichtigen Faktoren beim Kauf eines Alubootes – am Gebrauchtpreis sieht man dann, wie gut das im Vergleich zum Plastikboot funktioniert.

Eine schöne, „klassische“ GARCIA: Hot oder not?

Und nun kommen Sie: Da vielleicht der Neupreis für Ihre Traumyacht das Familien-Budget übersteigt, suchen Sie auf den einschlägigen Gebrauchtboot-Plattformen online oder beim Spazieren durch die Marinas nach einem passenden Angebot. Und finden vielleicht auch eines. So, wie einer meiner Auftraggeber hier in Granville zwischen Cherbourg und St. Malo diese GARCIA 65 entdeckt hat. Eine große Yacht, eine schicke Yacht und ein solide aussehendes Gebrauchtboot-Exposé machen Lust auf mehr. Bei einem inserierten Kaufpreis von noch immer knapp 1.2 Millionen Euro aber kommt schnell die Frage auf: „Kann ich als Segler hier eine fundierte Kaufentscheidung treffen?“ Im Falle meines Auftraggebers war die Antwort klar: Nein, kann er nicht. Und so komme ich ins Spiel.

Bootsgutachten vs. Survey: Wann macht was Sinn?

Um eines vorweg klar zu stellen: Ich bin kein offizieller Bootsgutachter. Um mich so nennen zu dürfen, müsste ich mich durch die entsprechenden Behörden und Verbände zertifizieren lassen. Offizielle Boots-Gutachten kann ich also nicht erstellen. Ein Bootsgutachten macht aus meiner Sicht eher Sinn, wenn es um Schadens-Begutachtungen im Streitfall geht (nach einem Unfall beispielsweise), denn bei den Gerichten und vor allem für die Versicherungen sind diese Gutachten unerlässlich. Sie können sich auch sogenannte „Ankaufsgutachten“ erstellen lassen, die beim Bootskauf üblich sind. Offizielle Gutachten können zwischen 1.500 bis 2.500 Euro kosten. Plus Reisekosten und Spesen. Mein Weg ist ein anderer.

Für Sie am Start

Was ich anbiete nenne ich „Survey“: Ein Überblick über den Gesamtzustand einer Segelyacht, der Ihnen hilft, eine fundierte Kaufentscheidung zu treffen und/oder faktenbasiert in der Preisverhandlung zu unterstützen. Meine Surveys enthalten zudem Empfehlungen für Reparaturen, Upgrades oder Refits und haben immer Ihr Segelprogramm im Blick: Was wollen Sie mit dem Boot umsetzen? Im Falle der GARCIA ging es darum, eine neue Familienyacht für längere Offshore-Trips zu finden. Eine klare Richtschnur also, nach der ich mir die Yacht anschaue. Meine Protokolle und Empfehlungen haben nicht den Charakter eines offiziellen Boots-Gutachtens, wohl aber deren Detailtiefe und oftmals weit mehr. Und nebenbei: Preiswerter ist es auch …

Bei mir kommt erstmal alles auf den Tisch!

Bevor ich anreise informiere ich mich daheim umfassend um die Yacht, die Sie im Blick haben. Bei „meinen“ Marken ist das kein Problem, denn durch meinen exklusiven Zugang zur Werft – und zwar auch zu informellen Quellen – kann ich genau für den Typ, den Sie im Blick haben, alle Informationen, Papiere, Zeichnungen; aber auch Meinungen, Hinweise und Tipps aus der Werft zusammentragen. Vergleichs-Angebote gleichwertiger Boote checke ich ebenfalls, wie natürlich meine eigene Datenbank. Für die GARCIA 65 konnte ich somit schon vor Abfahrt einen sehr genauen Marschplan erstellen, auf was ich wo an Bord besonders achten sollte.

Ein gutes Zeichen: Alle Bootsdokumente sind vorhanden

Im direkten Kontakt mit dem Bootsverkäufer versuche ich dann im zweiten Step, möglichst viele Informationen im Voraus zu eruieren: Über die HIN-Nummer eines Bootes kann man bei den Werften ziemlich genaue Informationen zu genau diesem Schiff abfragen. Der Eigner sendet Kopien von Wartungsheften, Dokumentationen von Upgrades, Reparaturen etc. zu mir, die ich systematisch gegenprüfe: Wurde die Yacht „scheckheftgepflegt“ oder eher stiefmütterlich behandelt? Die Ergebnisse fließen auch in meine To-Do-Liste für den Bootsbesuch vor Ort ein. Übrigens, am Zustand der Dokumentation kann man schon viel herauslesen. Und zwar Vieles zur Yacht selbst, aber auch zur Psyche des Verkäufers.

Immer besser: Im Dialog

Wenn wir dann – entweder gemeinsam oder ich alleine – am Objekt der Begierde ankommen, wird sich erst einmal zusammen gesetzt. Ich habe in meinem Berufsleben hunderte, wenn nicht einige tausend Bootseigner und Segler kennengelernt. Daher habe ich ein gutes Auge und ein noch besseres Bauchgefühl für die verschiedenen Typen: Den Kümmerer, der alles stets picobello in Schuss hat; den Segler, der sich eher stiefmütterlich ums Boot kümmert oder den Teetrinker, der kaum segelt, dafür gern „dekoriert“, um nur einige zu nennen. All diese verschiedenen Voreigner haben sich mehr oder weniger gut um die Yacht gekümmert – und das oftmals mit einem ganz anderen Fokus. Wenn man weiß, wo man gucken muss, ist man vor Überraschungen sicherer.

Jahrzehntelange Erfahrung im Handel mit Aluminium-Yachten

Beim begutachten der Yacht gehe ich nach einem festgelegten Schema vor. Meist beginne ich innen. Die Qualität und den Zustand der Möbel und Holzteile kann man recht schnell erfassen. Ein gutes Auge braucht man bei den „high-wear Stellen“, wie Niedergang, Kanthölzer und Ecken, die Türen und Stufen im Boot. Aber auch die Beschläge aller Klappen oder – ganz wichtig – die Deckenpaneele (und vor allem, was dahinter ist). Decksdurchführungen für Kabel, Mast, Wanten und Püttinge oder auch die Luken werden eingehend untersucht: Hier entstehen über die Jahre oft undichte Stellen.

Kabine für Kabine arbeite ich mich durch

Aluminium-Yachten sind ganz spezielle Schiffe. So robust und perfekt dieses Baumaterial für ein Langfahrtschiff auch sein mag, es hat seine Tücken: Die komplett massefreie Installation aller (!) elektrischer Geräte an Bord ist Voraussetzung für ein langes Leben des Rumpfes. Hier muss also alles, was die Bordelektrik und Bordelektronik angeht, eingehend kontrolliert werden. Hinzu kommt, dass alle Fittings aus Metall, die nicht Aluminium sind, konsequent von Rumpf und Deck abgeschirmt werden müssen: Das geht bei den Relingsstützen los und gilt für jede einzelne Schraube, die irgendwo installiert ist. Erste Anzeichen der gefürchteten Alu-Elektrolyse erkenne ich sehr schnell. In meinen vielen Jahren als Aluyacht-Händler gibt es kaum etwas, das ich nicht schon gesehen hätte.

Kennen Sie all die neuralgischen Ecken und Stellen?

Hinzu kommt der Fakt, dass erstens die Yachten über die Jahre von dem oder den Voreignern oftmals aufgerüstet, umgebaut und erweitert werden. Was im original Werftzustand noch eine überschaubare Ausstattung war, wird leider oftmals durch Eigeninstallationen und bisweilen abenteuerliche Workarounds „abgerundet“. Auch hier braucht es einen geübten Blick, denn auch oberflächlich gut ausgeführte Installationen können sich als potenzielle Problemstellen erweisen.

Gerade unter Deck gehe ich sehr systematisch vor

Gerade bei Yachten, die schon den zweiten, dritten oder vierten Eigner haben, setzt dann manchmal so etwas wie Gleichgültigkeit ein: Das Boot segelt ja ganz gut und man will es sowieso nur ein, zwei Jahre halten – warum jetzt so viel Aufwand für einen Refit betreiben? Oftmals wissen die aktuellen Eigner gar nicht, was ihre Vorbesitzer tief unten im Maschinenraum oder bei der Elektrik achtern „verbrochen“ haben. Das alles zu identifizieren und Ihnen als potenziellen Käufer genau aufzuschlüsseln, ist meine Aufgabe.

Alu, Lack, Deck & Co: Wie sieht es draußen aus?

Bei der GARCIA 65 war es relativ einfach. Die Yacht präsentierte sich in einem sehr guten Zustand. Der Eigner konnte eine umfassende Boots-Dokumentation vorlegen, anhand der ich mich durch das Boot arbeiten konnte. Hier wurde in den letzten Jahren massiv aufgerüstet und in Refits investiert. Eine derart professionell lückenlos geführte Dokumentation und ein kooperativer, kompetenter Eigner sind ein sehr gutes Zeichen, sie sprechen eine deutliche Sprache. Übrigens: Auch daran, wie Eigner mit mir als „Fremden“ an Bord umgehen, wie sie mir Rede und Antwort stehen und mehr oder weniger bereitwillig Zugang zu bestimmten Bereichen verschaffen, kann man vieles herauslesen. Auch die Reaktionen auf offensichtliche Mängel sprechen Bände …

Von Mast-Topp bis Kiel, vom Bugspriet bis zum Ruderkoker …

Natürlich darf auch der eingehende Check im Außenbereich nicht fehlen. Je nachdem, wieviel Sie als Auftraggeber investieren möchten, kann es durchaus Sinn machen, die Yacht für den Termin aus dem Wasser zu nehmen. Nur so kann man den Rumpf, den Kiel und die Ruder auf Vorschäden überprüfen, den Unterwasseranstrich begutachten sowie Rumpfdurchbrüche und Anodenzustand checken. Da diese Kosten im Allgemeinen vom potenziellen Käufer getragen werden müssen, ist das eine persönliche Abwägung. Unsere GARCIA 65 hat der Interessent erst einmal im Wasser belassen.

Komplexes Rigg: Da schaue ich ganz genau hin!

Mast, Wanten, Stagen, Terminals; aber auch die Beschläge, Baum und laufendes Gut und nicht zuletzt die Segel sind wichtige Indikatoren für den Zustand der Yacht. Im Falle der GARCIA 65 ist ein hochwertiges Rollbaum-System installiert, das es eingehend zu prüfen galt. Flugrost, auftrennende Wanten oder verbogene Fittings sind Alarmzeichen, die jedem Segler auffallen sollten. Ich halte aber auch Ausschau nach den subtileren Zeichen. Sie wissen, dass wir mit JANSSEN MARITIMES einen firmeneigenen Schiffsausrüster im Firmenverbund mit BLUE YACHTING betreiben: Daher habe ich ein sehr geübtes Auge für die Qualität und den Zustand der oftmals stiefmütterlich behandelten Kleinteile und Beschläge. Vergessen Sie nicht: Allein der Austausch aller Umlenkrollen kann bei einer Segelyacht in die tausende Euro gehen. Jedes Detail zählt!

Ganz genau hinschauen ... mein Job.

Manche Erkenntnis bedarf dann einem genaueren Folgeblick, da bestimmte Dinge oftmals andere nach sich ziehen. Wenn andererseits manche Indikatoren auf „grün“ stehen, bedeutet das vielleicht, dass in einem bestimmten Bereich der Folgeblick gar nicht mehr notwendig ist. Das spart Zeit – und damit auch Ihr Geld. Am Ende steht für mich als Ihr Partner immer die Frage, wie wir gemeinsam zu einer Lösung für Ihr Segelprojekt kommen. Es geht mir explizit nicht darum, den Verkäufer möglichst tief im Preis zu drücken: Es geht darum, eine faire Übereinkunft im Sinne Ihres Vorhabens zu finden.

Mein Ziel: Wir finden eine Lösung für Ihr Bootsprojekt

Was bedeutet das? Bei einem Deal sollten immer beide Seiten gewinnen. Das bedeutet auch, dass beide etwas „geben“ müssen. Ich kann erfahrungsgemäß immer einen besseren, das heißt niedrigeren, Verkaufspreis für meine Auftraggeber erzielen, als der Verkäufer ursprünglich inseriert hatte. Doch das ist aber nur die halbe Miete. Denn was nützt das billige Boot, wenn es dann nicht weitergeht? Als Teil meines Surveys erstelle ich den Kunden immer auch Pläne und Vorschläge, die Yacht im weiteren Refit so segelklar zu bekommen, dass man mit ihr dann tatsächlich das Projekt in Angriff nehmen kann, das man im Auge hat.

Geht das Teakdeck noch? Was sind die Alternativen?

Ganz praktisch gesehen: Was nützt es Ihnen, wenn ich für das alte, nicht mehr zu rettende Teakdeck einen saftigen Preisnachlass erziele, es dann aber nicht weiter geht? Wir werden also für alle Folgemaßnahmen am Boot Kostenschätzungen und Vorschläge erarbeiten, wie wir Ihre Yacht entweder in unserer eigenen Werft in Bremerhaven oder mit unseren Partnern im europaweiten Netzwerk „auf Vordermann“ bringen. Heißt ganz konkret: Ich erreiche einen Preisnachlass für das alte Teakdeck und erarbeite gleichzeitig Vorschläge, wie wir die Yacht mit einem neuen Deck (egal, ob Holz oder Synthetik) wieder refitten. Und das gilt für alle Mängel, Beschädigungen oder veralteten Dinge, die ich an Bord finde.

Diese GARCIA kann man gut kaufen

Auch das ist Fairness: Denn zum Gesamtbild für Sie gehört auch eine Gesamteinschätzung aller Kosten für das Yachtprojekt. Das Boot allein ist ja nur der Anfang – wie wir die Yacht dann in einen Zustand bekommen, der notwendig ist, um Ihre Yacht für Ihr Projekt klar zu machen, das ist mein eigentliches Ziel. Das ist die maximale Transparenz – so wissen Sie schon beim Bootskauf, was am Ende an Budget auf die zukommt. Schnell können dann vermeintliche Gebrauchtboot-Schnäppchen durch den Refit-Stau zu Kostenfallen werden (von deren Kauf ich dann natürlich eher abrate); andererseits können auf den ersten Blick teuer erscheinende Yachten mit nur wenig Folge-Aufwand fit gemacht werden. Ich sehe immer Ihr Gesamtprojekt, nie das Boot und den zu erzielenden niedrigeren Kaufpreis alleine.

Darf ich Ihnen beim Gebrauchtbootkauf helfen?

Für die GARCIA 65 in Granville wird es voraussichtlich ein Happy End geben. Durch meinen Survey und eine gute Kalkulation der anstehenden Arbeiten konnte mein Kunde einen signifikanten Preisnachlass verhandeln, Ich konnte ihm gleichzeitig die Maßnahmen transparent aufzeigen, welche dieses Schmuckstück noch benötigt, um wirklich seeklar zu werden. Am Ende musste der Verkäufer ein paar Federn lassen – und ich dem Käufer ein wenig die doch leicht naiven Augen öffnen. So ist es eben: Beide müssen etwas geben. Nun liegt es am Kunden, den Deal zu machen, oder eben weiter zu schauen.

Lassen Sie uns über Ihr Projekt sprechen!

Wenn auch Sie sich mit dem Gedanken tragen, eine gebrauchte Hochseeyacht für Ihr Blauwasser-Segelabenteuer anschaffen zu wollen, lassen Sie uns gern sprechen. Wenn es sich bei Ihrem Zielboot um die klassischen Aluminium-Hersteller GARCIA, ALLURES, aber auch Alubat, Boreal oder die holländischen Hersteller wie KM Yachtbuilders handelt, bin ich mit meiner Kompetenz und Erfahrung gern bereit, mein Wissen für einen professionellen, ausführlichen Yacht-Survey Ihres potenziellen Gebrauchtbootes zur Verfügung zu stellen.